KW 43 – turn your radio on!

Ui, diese Woche haben wir einen Feiertag – und da gibts meistens ganz was Spezielles zu hören. Kochen mit Ö1 – das tun wir sowieso regelmäßig … aber das Ö1 Küchenradio spielt es nur selten – und wenns am Plan steht, sollt man unbedingt einschalten. Das und noch andere nette Sachen gibts in dieser Woche für die Ohren.

Montag, 24. Oktober 2016, 9.30 Uhr

Radiokolleg – Wenn der Weg das Ziel ist

150 Jahre Wanderkultur in Österreich (1).
Gestaltung: Sonja Bettel

Vor rund 150 Jahren entstanden in Österreich die noch heute existierenden Alpinvereine als Reaktion auf die zunehmende Entdeckung des Wanderns und des Naturerlebens durch das Bürgertum und später auch die Arbeiterschicht. Die Alpinvereine machten das Wandern als Volksbewegung erst möglich, weil sie Wege erschlossen und pflegten und Schutzhütten bauten und bewirtschafteten.

Noch heute wäre das Wandern in den Alpen kaum möglich, wenn die Alpinvereine sich nicht um die Infrastruktur kümmern würden. Sie stehen dabei aber vor schwieriger werdenden Aufgaben, weil sie mit knappen Budgets immer mehr Vorschriften und Ansprüchen gerecht werden müssen. Andererseits erleichtern Entwicklungen wie die Photovoltaik, die Passivhausbauweise, Wasseraufbereitungsanlagen und Biologische Kläranlagen den Betrieb von Schutzhütten und machen das Leben in ihnen bequemer. Auch bei Kleidung und Ausrüstung hat sich in den vergangenen 150 Jahren, vor allem seit den 1970er-Jahren, extrem viel getan. Während die Pioniere in Wolle, Leder und gewachstem Tuch und mit Brotlaib und Speckseite im Leinenrucksack unterwegs waren, marschieren heutige Wanderer in leichten, atmungsaktiven, Wind und Regen trotzenden Materialien und tragen in ihren ergonomisch geformten Rucksäcken Powerbars, isotonische Getränke und ein GPS-Gerät mit sich. Statt Wandernadeln am Trachtenhut oder Stempeln im Wanderbuch sammelt man heute Selfies vorm Gipfelkreuz oder Geocaching-Coins.

Beliebt ist das Wandern aber nach wie vor und angesichts steigender Sommertemperaturen in den Städten und hektischer Berufsleben wird es sogar noch beliebter. Das Schöne daran ist, dass man es im Alpenraum je nach Kondition, Lust und Vorlieben in unterschiedlichen Höhenlagen und Schwierigkeitsgraden ausüben kann, und dass es eine Sportart für nahezu jedermann ist, weil man sein Tempo automatisch der Topografie und der Atemfrequenz anpasst. Gehen ist außerdem ein guter Ausgleich für Körper und Psyche, und wenn man sich beim Kauf neuer Ausrüstung etwas zurückhält, ist das Wandern auch preisgünstig bis kostenlos. Und nicht zuletzt kann man entscheiden, ob man lieber allein und auf einsamen Wegen unterwegs ist oder soziale Kontakte pflegt. Ab 1.300 Höhenmetern ist das Du-Wort ohnehin selbstverständlich.

Mittwoch, 26. Oktober 2016, 13.10 Uhr

Das Ö1 Küchenradio

Mit den beiden Filmemachern Veronika Franz und Severin Fiala

Mit ihrem Film „Ich seh Ich seh“ haben die zwei Filmemacher Veronika Franz und Severin Fiala viele bedeutenden Filmpreise erhalten. Am Nationalfeiertag schwingen die beiden im „Ö1 Küchenradio“ den Kochlöffel und kredenzen ihre Lieblingsspeisen und Lieblingsmusiken.

Gestaltung: Gerhard Hafner, Bernhard Fellinger

Samstag, 29. Oktober 2016, 17.05 Uhr

Diagonal – Radio für Zeitgenoss/innen

Zum Thema: Schwarz und Weiß und nichts dazwischen.
Präsentation: Ines Mitterer
Anschl.: Diagonals Feiner Musiksalon:
„Beyond Addis Vol.2 – Modern Ethiopian Dance Grooves“

Viele Farben Weiß sieht der Keramikkünstler und Autor Edmund de Waal, wenn er sich weißes Porzellan anschaut. Seine eigenen Stücke oder antike, egal. Der Autor von „Der Hase mit den Bernsteinaugen“ hat ein neues Buch geschrieben. Es heißt „The White Road“ und beschreibt den Weg der Porzellanproduktion über die Jahrhunderte. Im Oktober erscheint das Buch in deutscher Übersetzung. Weiß spielt darin eine zentrale Rolle. Der Clou: Weiß kitzelt das Auge nur, befriedigt es nicht, ist eine Handlungsaufforderung, eine Projektionsfläche, verweist auf eine andere, lichtere Welt, macht auch Angst. Das weiße Blatt Papier, die weiße Leinwand, der „white cube“ in der Kunst. Weiß verspricht Neutralität und Funktionalität – es ist die Lieblingsfarbe der Moderne.

Schwarz hingegen gehört den Romantikern und Existentialisten, vom Schauerroman des 19. Jahrhunderts bis zum poetischen Realismus des Film noir. Und zur Dunkelheit, die Edmund de Waal wiederum im Kunsthistorischen Museum ebenfalls im Oktober 2016 in der Ausstellung „During the Night“ hinterfragt.

Schwarz und Weiß, die Antagonisten werden im Glücksfall zu Partnern, wenn es um Erkenntnisse geht, wenn man den Tag von der Nacht zu unterscheiden lernt und das schwarz auf weiß niederschreiben kann. Das Gegenteil ist der Fall, wenn man sich in Schwarz-Weiß-Denken einzementiert. Im heutigen Europa der schwindenden Gewissheiten scheint diese Entweder-oder-Haltung die Gesellschaft zu spalten: in pro und contra EU, Flüchtlinge, Griechenlandhilfe, …

Ist die Farbe Grau etwa doch unterbewertet?

Eine erweiterte Wiederholung aus dem Februar dieses Jahres.

Turn your radio on, mama!

Viel Vergnügen mit Ö1 und meinen persönlichen Empfehlungen …

(Beitragsbild: Zeichnung von Reinhilde Becker im gehört 10/2016)
(Sendungstexte: oe1.ORF.at)