Die Grenze einer Workingmum. 5 Strategien zu mehr Gelassenheit.

grenze schmetterling pause

Es ist soweit, ich habe meine persönliche Grenze erreicht. Ich hab den Grenzbalken selbst vor mir aufgebaut – mit Stacheldraht, und der stupft. Selbsterkenntnis ist der beste Weg zur Besserung. Es geht nicht mehr. Jeder Schritt nach vorne führt dorthin, wo ich nicht hin will. Ich hab keine Lust und keine Zeit für Burn-Out und co. Deshalb sitzt die angeschlagene Workingmum gerade vorm Rechner, sollte vernünftiges Zeugs niederschreiben und schafft keinen geraden Satz – weder im Gedanken noch am Papier geschweige denn am Rechner.

Aus die Maus. Schluss mit Lustig. Mein Kopf ist dumpf.

Und weil das Gedankenkarussell aber trotzdem im Hirn werkt, muss ich niederschreiben was grad auf der Seele pickt. Für mich … für die, dies interessiert … und für jede, dies nicht interessiert – Auf Wiederschaun, Tschüss und Baba. Es wird bestimmt irgendwann bald wieder lustiger hier … aber heute nicht.

So generell gäbe es ja nix zu jammern und zu sempern, habe Nerven wie aus Stahl, die Haut eines Elefanten und die Geschwindigkeit eines Geparden. Langsam ist Luxus. Und Luxus brauchen wir nicht wirklich. Das persönliche Fangnetz ist doppelt gesichert – den Kindern geht’s gut. Der Mann werkt wie ein Wilder und ist der beste Papa überhaupt. Wir schaffen das schon – Familie, Baustelle und Co. Wir machen das, glaub ich zumindest, ganz gut. Schlagen uns wacker, lassen uns nur selten aus der Ruhe bringen. Geben unser Bestes.

Aber – in meinem Kopf ists grad zu viel. Viel zu viel. Die Zeit vergeht zu schnell, viel zu schnell. Viele Dinge müssen in viel zu kurzer Zeit parallel organisiert und abgewickelt werden. Logistisch die Mega-Herausforderung. Zu viele Nebenschauplätze in einem zu kleinen Zeitfenster.

Es sind die Gedanken an die nächsten zwei Wochen, die mich an meine Grenze bringen. Eigentlich sinnlos, es ist alles organisiert. Jeder weiß wo er/sie wann ist bzw. wir wissen, wann welches Kind wo sein soll/muss. Luftlücken gibt’s kaum. Alles geplant und eingetaktet. Aber das Gedankenkarussell ist kurz vorm Austritt aus der hiesigen Atmosphäre. Kennt jemand das Gefühl? Dieses innerliche gefesselt sein? Diese Enge in der Brust? Dieser Strudel im Hirn?

Das Leben an der Grenze ist gerade unlustig fürs Gemüt.

Es kann natürlich auch am Vollmond liegen. Trotzdem habe ich für mich entschieden ein paar Schritte rückwärts zu machen. Mein Geist hat entschieden die Hände und Füße nicht mehr tun zu lassen, was der Vernunft-Zwerg im Hirn anschafft. Schluss mit Vernunft, her mit mehr Gelassenheit. Zwei Wochen noch – und dann steht Urlaub am Plan. Urlaub vom Working. Die Mum bleibt dieselbe, die Aufgaben rundherum lösen sich auch nicht in Luft auf, aber die Hoffnung den Tag entspannter starten zu lassen, bleibt bestehen und muss verinnerlicht werden.

Aktuell sitze ich auf meinem persönlichen Grenzposten und reflektiere. Wie schaffe ich den Weg zurück, zu mehr Gelassenheit im täglichen Strudel?

Allein die Erkenntnis, dass der Rückschritt zum Vorankommen notwendig ist, hat dem Geist schon mehr Raum verschafft. Nichts desto trotz ist es ein großes Stück Arbeit mit sich selbst, den persönlichen Bedürfnissen mit den vorhandenen Ressourcen entgegen zu treten und den Retourgang einzulegen. Man bzw. Mama ist nämlich nicht alleine. Beruhigend und zerreißend gleichzeitig. Ein schlichtes „Nein“ ist selten die optimale Antwort, wenn auch der Rest der Familie nicht unter Mamas persönlicher Krise leiden soll.

Arbeit an der Grenze – es gibt Wege aus der Krise.

Deshalb hab ich für mich 5 Strategien gefunden, die mir die Reflektions-Pause am persönlichen Grenzzaun, in einem anderen Licht erscheinen lassen sollen. Es soll heller und bunter sein – ja, so soll der Beginn zur neuen Gelassenheit aussehen:

Ich gehe langsam

Normalerweise habe ich Hummeln im Popo und schreite schnellen Schrittes voran. Seit neuesten bremse ich beim Gehen. Ja – ich gehe langsam. Ich spaziere sozusagen. Ich brauch zwar länger für die bekannten Wege und Distanzen, aber – es ist mir WURSCHT!!!

Ich hab mir die Nägel lackiert

In bunt. Also eigentlich Knallrot. Nur die Zechaln … der Blick nach unten macht fröhlich. Die Hornhaut lacht zwar auch zurück – aber was solls. Gibt Schlimmeres.

Ich hab ArnikaSchnaps

Mein Handgelenk schmerzt inzwischen seit 4 Jahren. Sehnenscheidenentzündung. Es steht demnächst eine OP an. Ich habe bereits befürchtet, dass mir der Arzt ein Kortison-Verbot verhängt. Deshalb war es die richtige Entscheidung, rechtzeitig mit dem Schongang zu starten. Es werden nur mehr Aufgaben erledigt, die mein Handgelenk nicht komplett vernichten. Ich spare Handgelenkskraft bei unnötigen Dingen ein, um dann zumindest genügend Kraft zur Kinder-Bewältigung zu haben. Geht noch gut. Arnikaschnaps hilft. ACHTUNG – es empfiehlt sich ihn nicht zu trinken, sondern einzuschmieren! Die Aussicht auf eine schmerzfreie Zukunft, trägt natürlich auch zur positiveren Sicht auf anstehende Herausforderungen bei. Auch wenn es gelegentlich ziemlich rumpelt im Gelenk. Besser nachdenken vorm Tun. Und langsamer statt schnell.

Ich lese ein Buch

Ich war am Wochenende mit dem Zug unterwegs und hab mir für die Reise ein Buch gekauft. Keinen Weiber-Schund und kein blödes Heftl das einem was vorgaukeln will. Ein Alpenkrimi ists geworden. Der erste Alpenkrimi seit 4 Jahren! Es gab in den letzten Jahren mehrmals den Versuch ein richtiges Buch zu lesen, also von der ersten bis zur letzten Seite. Es liegt auch wirklich viel Literatur bei uns zu Haus herum. Aber so richtig lesen … so ganze Seiten von Beginn bis zum Ende, nicht nur herausgepickte Kapitel oder interessante Passagen oder was man grad für sich und sein Seelenleben zur Alltagsbewältigung braucht. Nein – einen hundsgewöhnlichen, lustigen, unterhaltsamen, urbayrischen Alpenkrimi. Herrlich!!! Es hat zwar ein paar Seiten gedauert, um wieder in einen normalen Lesefluss und in den Flow zu kommen, aber inzwischen bin ich wieder drinnen und schaffe auch längere Distanzen.

Ich sage (trotzdem, endlich) Nein

Nie wirklich gelernt, selten in Verwendung. (Ausnahme: bei den Kindern! 😉) So klassisch „Nein“ sagen, da kann ich mir bei vielen Menschen und Innen was abschauen. Jetzt ist es auch bei mir soweit. NEIN ist angekommen. Bestimmte Dinge können warten. Nicht alles muss sofort passieren. Schon klar! Wenn dann aber meine Geduld über die Norm hinaus strapaziert wird (aktuell leider gelegentlich auf der Baustelle der Fall), dann reichts jetzt auch mir mal ganz anständig! Und das NEIN sitzt dann laut und nachhaltig. So nicht! Nicht mit mir/uns! Aber Hallo! Bis jetzt war ich eine höfliche und mit Engelsgeduld ausgestattete Bauherrin … bis jetzt. Aber jetzt darf sich niemand mehr mit mir und meinen Stahlseilen spielen!

Der Burner sind sie nicht gerade, meine fünf Helfer zu mehr Gelassenheit. Extrem individuell auf mich und meine Möglichkeiten zugeschnitten. Allein das Wissen um sie ist für mich aber Gold wert. Sie lassen sich (bis aufs Buch lesen) ideal in den Alltag mit Kindern einbauen.

Und so sitze ich auf meiner Grenze, starre auf meine roten Zechaln, blättere in meinem Alpenkrimi, schnuppere den Duft von Arnika und denk mir NEIN. Langsam. Geduld. Es wird. Es sind nur noch zwei Wochen die ich durchhalten muss. Die Zeit vergeht eh so schnell. Oder?

In diesem Sinne – bis zum nächsten Mal!

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