KW49 – turn your radio on!

Es geht in den Endspurt im Jahr 2016 … bald ists vorüber! Davor sollten wir uns aber unbedingt noch ein paar nette Sendungen auf Ö1 zu Gemüte führen. Da gibt es wieder einiges, was Frau und Mama nicht versäumen sollte. Deshalb lege ich gleich mal los mit meinen Radiotipps …

Montag, 5. Dezember – Mittwoch, 7. Dezember 2016, 9.05 Uhr

Radiokolleg – Arbeiten ohne Boss?

Von der Pyramide zur Evolativen-Organisation (1). Gestaltung: Johannes Kaup

Die klassische Form der traditionellen Unternehmensstruktur, die von Frederick Taylor zu Beginn des Industriezeitalters entwickelt wurde, teilte die Belegschaft einer Firma in Manager und Arbeiter ein. Die Manager waren die Denkenden, die Arbeiter die Handelnden. Die Pyramiden-Organisation des „Command and Control“ mag im Industriezeitalter erfolgreich und effizient gewesen sein. Doch die Zeiten haben sich geändert. Zahlreiche jüngere Studien zum Thema Arbeitnehmer-Motivation belegen einen hohen Grad an Unzufriedenheit in hierarchisch geführten Organisationen. Nur etwa 15 bis 20 Prozent der Mitarbeiter/innen arbeiten hochmotiviert, 60 bis 65 Prozent machen nur Dienst nach Vorschrift, und weitere 15 bis 20 Prozent haben bereits innerlich gekündigt. Zahlen wie diese müssten eigentlich aufrütteln. Denn Organisationen, die auf die Kreativität und Einsatzbereitschaft eines Großteils ihrer Mitarbeiter/innen verzichten, gefährden langfristig ihre Existenz.

Mit dem Aufkommen des Informationszeitalters sind neue Organisationsformen entstanden, die besser imstande waren mit der Dynamik des Wandels Schritt zu halten. Sie hatten ein neues Verständnis von organisationaler Führung zur Voraussetzung. Theorien dazu haben unter anderem Kurt Lewin, Niklas Luhmann, Peter Drucker, Peter Senge und Claus Otto Scharmer geliefert. Sie reagierten damit auf die neue Situation heute: Auf die Komplexität unserer Gesellschaft und Wirtschaft. Eines zeigt sich immer deutlicher: Heute ist der Erfolg von Organisationen und Unternehmen in hohem Ausmaß abhängig von kreativ denkenden und handelnden Mitarbeiter/innen. Diese identifizieren sich nicht nur mit den Produkten, den Abläufen und Zielen ihres Unternehmens, sondern übernehmen auch eigenständig Verantwortung für die Erreichung der Organisationsziele.

In den vergangenen Jahren wurden – vor allem aus den USA kommend – neue erfolgreiche Modelle des Arbeitens und der Unternehmensführung auch in Europa ausprobiert. Sie haben sehr flache Hierarchien bzw. verzichten im Falle von zum Beispiel „Holacracy“ sogar darauf. Es sind Matrix-Organisationen, die sich in eigenständigen Einheiten organisieren, mit dem Ziel den Unternehmenszweck selbst verantwortlich zu erfüllen. Statt auf autoritäre Führung wird auf einen kooperativen Führungsstil gesetzt, statt auf Einzelentscheidung in der Chefetage werden intelligente Gruppenprozesse ermöglicht, an deren Ende gemeinsame Entscheidungen stehen. Co-Kreativität, Flexibilität und Work-Life-Balance stehen dabei an oberster Stelle. Der Erfolg dieser neuen Organisationsformen weckt zunehmend das Interesse von großen traditionellen Unternehmen, die gemerkt haben, dass sie sich verändern müssen, wenn sie im 21. Jahrhundert überleben wollen.

Wie sieht diese Arbeitswelt der neuen Mitverantwortung aus? Welche Potenziale werden dadurch freigesetzt? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden, damit sich hierarchisch gegliederte Unternehmen in kooperative Netzwerke verwandeln, die ein gemeinsames Ziel verfolgen?

Montag, 5. Dezember – Freitag, 9. Dezember, 17.55 Uhr

Betrifft: Geschichte

Gewürze und Düfte. Traditionelle europäische Heilkunst im Advent.

Mit Karl Steinmetz, Theologe und Historiker des Mittelalters, spezialisiert auf Spiritualitätsforschung und Medizingeschichte.
Gestaltung: Isabelle Engels

Sie erleben die angeblich stillste Zeit im Jahr als hektisch und laut oder leiden an Müdigkeit und depressiven Verstimmungen? In den Handschriften und Inkunabeln des Mittelalters und der Renaissance findet sich traditionelles Gesundheitswissen, das gerade in der Adventszeit viel dazu beitragen kann, Leib und Seele Gutes zu tun. Das fängt natürlich beim Essen und Trinken an. Mit der Vorweihnachtszeit untrennbar verbunden sind Geruch und Geschmack des Zimts. Schon in der Heiligen Schrift finden sich Spuren dieses Gewürzes. Und wenn man im Kochbuch des Vatikans aus dem 16. Jahrhundert blättert, entdeckt man, welch kulinarische Köstlichkeiten sich mit Zimt zubereiten lassen.

Aus den balneotherapeutischen Schriften erfährt man, dass die spirituelle Sauna für die Katholiken des Mittelalters zum Advent dazugehörte. In der Badstube wurden Körper und Seele gereinigt. Das „Seel-Bad“ begann mit einer Fußwaschung, in der Hitzekammer wurde das Immunsystem angekurbelt, und der kalte Guss am Schluss wirkte wie Weihnachten für den Kreislauf. Und um den Kopf von allen Gedanken zu entleeren, bedeckt man sie am besten mit einer „Wolke des Nichtwissens“ – so heißt eine Anleitung zur Kontemplation, die im England des 14. Jahrhunderts von einem Mystiker verfasst wurde und heute wiederentdeckt wird.

Donnerstag, 8. Dezember, 9.05 Uhr

Gedanken

Genuss mit Verantwortung – Barbara Van Melle über die Slowfood-Philosophie.
Gestaltung: Ursula Burkert

Seit vielen Jahren engagiert sich die Journalistin Barbara van Melle als Slow-Food-Botschafterin für Lebensmittel, die herausragend schmecken, nachhaltig hergestellt werden und den Kleinproduzenten einen fairen Preis einbringen. Als leidenschaftliche Köchin und engagierte, kritische Konsumentin war ihr immer bewusst, dass gesundes Essen ein wesentlicher Bestandteil unserer Lebensqualität ist.

Sie hat sich auf der Suche nach dem guten Geschmack und nach wirklich gutem Brot in die Backstuben der besten österreichischen Bäcker begeben, die nach dem Grundsatz „gut, sauber, fair“ arbeiten. Aus dieser Recherche von Vorarlberg bis Burgenland ist das Buch „der Duft von frischem Brot“ entstanden, eine Sammlung aus sehr persönlichen Reportagen und traditionellen Brotrezepten, die alle auf Alltagstauglichkeit überprüft wurden. Und an der Entwicklung eines neues Projektes ist die engagierte Journalistin auch beteiligt:

Slow Food Travel Regionen werden etabliert, in welche traditionelle Lebensmittelproduzenten bereit sind ihr überliefertes Wissen und altes Handwerk weiter zu geben. Aktive Teilnahme und Wissensvermittlung sind ausdrücklich gewünscht. Über Kochkurse, Betriebsführungen und die Mitarbeit bei der Lebensmittel- und Getränkeproduktion wird eine Brücke zwischen Gast und Region gebaut und Verständnis für das Erhaltenswerte geschaffen. Es geht um die Sehnsucht nach dem Ursprünglichen. Die erste Slow Food Travel Region Österreichs befindet sich in Kärnten: im Gail- und Lesachtal.

Turn your radio on, mama!

(alle Sendungstexte: oe1.ORF.at)

Titelbild: gehört 12/2016 Reinhilde Becker