Zwischenbilanz der Bauherrin: Zwischenmenschliches.

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Seit drei Monaten bin ich jetzt schon Bauherrin. Es wird Zeit für eine Zwischenbilanz. Holladireituldiööö! Heute werden die Böden in den unteren zwei Zimmer verlegt. Wenn wir ganz viel Glück haben wird auch der Boden im dritten Zimmer geschliffen und versiegelt. Das ist sozusagen ein Tag der spezielle Bedeutung in unserem Bauherrendasein hat. Mit viel Phantasie kann man sich dann nämlich vorstellen, wie es vor Beginn der Umbauarbeiten bei uns ausgesehen hat, abgesehen vom Loch in der Decke für die Stiege. Der Tag ist aber noch nicht vorbei, deshalb wollen wir den Tag nicht vor dem Abend loben. 

Wir hatten einige Hochs und Tiefs in den letzten Monaten. Grundsätzlich würde ich aber behaupten, wir haben das ganz gut gemeistert, der GGHH und ich. Es ist viel passiert auf der Baustelle und rundherum. Spontane Entscheidungen mussten getroffen werden und auch Diskussionen sind nicht aus geblieben. So ein Projekt als Familie ist ja generell eine große Herausforderung, und wenn man täglich damit und mitten drinnen lebt, prickelts schon zwischendurch ganz laut. Die Zwischenbilanz fällt ganz OK aus, verwunderlich wenn man in Generalunion gleich mehrere Rollen erfüllt. Vereinbarkeit ist und bleibt ein großes Thema!

Die Bauherrin als Bauherrin

Noch leben wir mitten in unserer Baustelle. Jeden Tag gehen bei uns die Arbeiter ein und aus und ein und aus, und sie machen alle ihren Job richtig gut, da darf ich mich nicht beklagen. Zwischendurch wünsch ich mir aber ziemlich oft, kann der Wahnsinn nicht endlich vorbei sein? Ich mag keine Wartezeiten mehr, bis XYZ weitermachen kann, weil ABC noch nicht erledigt ist. Ich mag keine Hiobsbotschaften wie „aktuelle Lieferzeit – 10 Wochen“ … Nein, solche Sätze will ich nicht mehr hören.

Ich will wieder mit all unseren Möbeln, alle Zimmer bewohnen können. Der obere Stock darf nicht mehr nur über die Leiter begehbar sein! Diese tausend Gefahrenquellen für die Kinder sollen nicht mehr kreuz und quer herumstehen und herumliegen  … ich mag keine Bauherrin mehr sein!

Die Bauherrin als WORKINGmum

Ich habe es geschafft, natürlich nur Dank der Unterstützung vom GGHH, der Schwimu und dem Kindergarten, meinem Broterwerbs-Teilzeit-Job geregelt nachzugehen. Geregelt ist zwar im aktuellen Fall ein „flexibler“ Ausdruck, gerade wenn man den Echtbetrieb kennt. Aber die Flexibiliät, die mir mein Arbeitgeber gibt, hat viel Organisatorisches erleichtert. Deshalb sei auch mal in diese Richtung ein großes Dankeschön abgesetzt. Die Arbeit ist für mich definitiv ein Ankerpunkt, ein Ort zum „Abschalten“ bzw. „Umschalten“ und da gibt es andere Themen, Ablenkung und Erwachsene. So sehr ich mich nach der Arbeit auf meine Familie und mein Zuhause freue, so wichtig ist für mich aber auch diese kurze berufliche „Auszeit“. Ich arbeite gerne, und für mich ist an meinen Arbeitstagen auch noch etwas „me-time“ drinnen!

Die Bauherrin als Freundin

Es ist beruhigend, dass auch meine Freundinnen gerade ziemlich beschäftigt sind, mit ihren persönlichen, individuellen Stressfaktoren. Wir sitzen alle im selben Boot, doch wenns pressiert, sind sie da, bieten Ohr, Schulter oder Mehl an. Ich glaub wir Mädls haben da Antennen dafür, oder? Es ist auch egal, wieviele Kilometer da dazwischen sind, dieses GPS (GIRL-POWER-SYSTEM) geht übers Herz und funktioniert via Telepathie! Danke!!!

Die Bauherrin als Mama

Auch die Kinder wünschen sich das Ende der Baustelle herbei. Das große Mädchen möchte endlich ihr neues Zimmer beziehen, aber ob dieser Wunsch auch für ihr eigenes Bett gilt, wird noch spannend! Ich gebe es zu, ich bin kein Fan vom Familienbett. Das Zähneknirschen der Großen hält mich wach. Der kleine Bub ist ein Megakuschler, das hält mich auch wach. Ergo: Schlafdefizit.

Ich bin auf der Baustelle außerdem zu einer schreienden Mama muttiert – und das wegen jedem Scheiß! Und nicht nur um lauter als die Baugeräte zu sein.

„NEIN, nicht ins Zementsackerl rein“, „Gib das raus aus dem Mund – SOFORT!“, „Lass den Farbtopf in Ruhe“, „Greif die Bohrmaschine nicht an“, „Nag nicht am Stromkabel herum“, „Die SCHRAUBEN – NEIN, die sind nicht zum Essen!“

Es gibt zu wenig Alternativen, die ich akut anbieten kann, oder ich hab einfach keinen Nerv mehr nach Alternativen zu suchen. Ich hoffe die Kinder tragen keinen Schaden davon. Das Baustellenende ist in Sichtweite … Halleluja!

Die Bauherrin als Ehefrau

Ja, ihn triffts am härtesten von allen. Er hat seinen Job, die Baustelle, die Kinder und MICH! Mit mir an seiner Seite wird ihm definitiv nicht langweilig. Jetzt muss sich der Ärmste auch noch Speisepläne für die ganze Familie überlegen, weil mir die Kochideen ausgehen! Schwierig. Jetzt mal ernsthaft: Mein Mann ist meine bessere Hälfte! Nur mit ihm würde ich so ein Projekt nochmals starten. Das machen wir aber nicht. Bin ich mir ziemlich sicher! So wie es ist, ists gut! 😉

Liebesbeweise gibt es täglich. Das gemeinsame Leben mit mir und den Kindern, die Herausforderungen die abseits der Baustelle noch so zu bewältigen sind, die kleinen und großen Projekte die er für uns und die Kinder umsetzt, alles das beweist mir täglich, dass wir gemeinsam am werken sind und in eine Richtung sehen. Es ist nicht immer lustig, und die Zeit für Zweisamkeit ist gerade sehr überschaubar. Wir wissen aber, dass es hoffentlich bald besser wird. Das bei diesem Großprojekt unsere Geduld gerade intensivst auf die Probe gestellt wird, war uns eh klar. Wie lange es dauern wird und dass gerade jetzt zum Ende hin gelegentlich die Nerven blank liegen, war auch vorhersehbar. Die Zielgerade ist in Sicht. Wie Hamilton und Bottas (F1 Montreal) – nur im selben Auto mit dem selben Ziel. Und das ist schön!!! DANKE!!!

Und was hat das Bauherrin-Sein aus mir gemacht?

Ich möchte nicht jammern, ich möchte nur los werden! 😉

Ich war beim Friseur – nach einem Jahr Abstinenz. Total spontan und ungeplant. Total untypisch für mich! Ich war nicht beim Friseur meines Vertrauens. Total mutig! Ich gehe ohne Einkaufsliste einkaufen. Ich trau mich mit beiden Kindern in die Stadt auf Abenteuer-Ausflug und komm mit beiden Kindern schlafend wieder zu Hause an! Total stolz! Ich hab Mukkis in den Oberarmen und Speck am Bauch. Total frustrierend. Ich brauch in der Früh für mich exakt 3 Minuten. Total erschreckend und schnell! Ich geh am Abend lieber ins Bett als unter die Dusche. Igitt!!! Ich freu mich über spontane Mädlstreffen mit und ohne Mehl! Seelenwellness pur! Mein Körper braucht eine Generalsanierung! Total dringend. Ich plane nur mehr grob … 😉 total flexibel!

Ich bin jeden Tag dankbar!

Und wie ist das bei euch so – habt ihr auch so ein Generalunions-Wesen in euch?

In diesem Sinne … dankbar bleiben!