Salzburger Nachtstudio MI | 10 05 2017 | 21.00 Uhr

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Die Mutter der Reform – Maria Theresia zum 300. Geburtstag.
Gestaltung: Martin Haidinger

Wir schreiben das Jahr 1740 in Wien. Eine junge Frau steht seit kurzem an der Spitze einer der bedeutendsten Großmächte Europas. Sofort geht sie an die Sanierung jener österreichischen Erbländer, die der Habsburger Kaiser Karl VI. seiner Tochter in desolatem Zustand hinterlassen hat – desorganisiert, mit leeren Kassen und einer schlecht geführten Armee. Eigentlich will Maria Theresia ihr Reich vor allem einer ordentlichen Verwaltungsreform unterziehen. Genau dafür engagiert sie im Laufe der Jahrzehnte eine Menge Fachleute, Aufklärer aus aller Herren Länder, und hebt sie in einflussreiche Positionen:

Den bedeutenden Mediziner und Erneuerer der Wiener Universität Gerard Van Swieten aus Holland etwa, oder den Staatsreformer Joseph von Sonnenfels aus Mähren, vor allem aber den fähigsten österreichischen Politiker seiner Zeit, Wenzel Anton Graf Kaunitz. Die Kaiserin macht den Stardiplomaten zu ihrem Kanzler. Er krempelt den Staat im Sinn eines „aufgeklärten Absolutismus“ um.

Damit war man in Wien im europäischen Vergleich früh dran, ist aber nach Maria Theresias und dem Tod der Reformkaiser Joseph II. und Leopold II. auch umso schneller wieder aus dem Projekt Aufklärung ausgestiegen – so urteilen zumindest viele Historiker/innen. Waren alle Neuerungen also nur ein Betriebsunfall der im Grunde reaktionären und bigotten Kaiserin?

Neuere historische Forschungen und Analysen sprechen eine andere Sprache. Sie wollen eine ganz bewusst betriebene und nachhaltige Aufklärungspolitik Maria Theresias belegen. Im Mittelpunkt steht dabei das Spannungsfeld zwischen der gebildeten Öffentlichkeit des 18. Jahrhunderts und den absolut regierenden Habsburgern.

Mindestens ebenso groß ist das Spannungsfeld zwischen den kontroversiellen Meinungen der Historiker in Martin Haidingers „Salzburger Nachtstudio“ zum 300. Geburtstag Maria Theresias am 13. Mai. Dazu kommen noch neue Erkenntnisse zur Persönlichkeit der Monarchin. Sie erschließen sich aus einer jüngst entdeckten, privaten Briefkorrespondenz, die erst 2017 publiziert wurde.

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