KW51 – turn your radio on!

In Riesenschritten nähern wir uns Weihnachten – langsam neigen sich schon die ersten Keksvorräte dem Ende zu. Bei uns war das schon um Nikolaus herum … die Dosen sind zwar ziemlich hoch gelagert, sodass definitiv keine Maus an den Vorrat kommt, trotzdem schwinden die Kekserln auf mysteriöse Art und Weise! Egal – Ö1 hat da wieder was interessantes für die Ohren, genau zu diesem Thema …

Montag, 19. Dezember – Donnerstag, 22. Dezember, 9.30 Uhr

Radiokolleg: Lust auf Süßes

Vom Naschen, Backen und Feiern (1).
Gestaltung: Christa Nebenführ

Obwohl angeblich „Arbeit das Leben süß macht“, wird das „Süße Leben“ mit Müßiggang assoziiert. Welche Bedeutung hat der Begriff „süß“ in unserer und in anderen Kulturen? Er ist auf alle Fälle eng mit der Nutzung von Zucker verbunden. Die ersten, die vermutlich vor 15.000 Jahren Zuckerrohr als Proviant auf ihre Fahrten mit in den Einbaum genommen haben, dürften die Bewohner/innen der australischen Küste und nahegelegener Inseln gewesen sein.

Vor rund 8.000 Jahren wurde die Pflanze in Indien bekannt und kam vor ungefähr 2.300 Jahren als „Indisches Salz“ nach Europa. Lange Zeit wurde Zucker nur von der obersten Gesellschaftsschicht in winzigen Dosen als Arznei konsumiert. Erst nach der Entdeckung Amerikas entstanden riesige Zuckerrohrplantagen in der Karibik, die mit Sklaven aus Afrika bewirtschaftet wurden. 1760 gelang es dem Berliner Apotheker Andreas Sigismund Marggraf, aus heimischen Rüben Saccharose zu isolieren und 1801 baute sein ehemaliger Assistent Franz Carl Achard in Schlesien die erste Rübenzuckerfabrik.

Der US-amerikanische Sozialanthropologe Sidney Wilfred Mintz (1922 – 2015) hat es in seinem Werk „Die süße Macht. Kulturgeschichte des Zuckers“ aus dem Jahr 1985 so beschrieben: „1650 eine Rarität, 1750 ein Luxusgut, wurde aus dem Zucker nach 1850 ein schlichter Bedarfsartikel.“ Der raffinierte Zucker erlaubte es den Industriearbeitern, sich in kurzen Pausen ein hohes Maß an Kalorien zuzuführen. Mintz erklärt: „In der Erfrischungspause erleichterte er tatsächlich oder scheinbar den Übergang von Arbeit zur Erholung und umgekehrt“.

Der Zucker in verschiedenen Früchten war als schneller und effizienter Energielieferant mit großer Wahrscheinlichkeit schon in prähistorischer Zeit von Bedeutung. Ein Experiment an Neugeborenen, denen Wasserlösungen mit unterschiedlichen Aromen verabreicht wurden, zeigte, dass sie bei bitterem Geschmack das Gesicht verziehen, bei saurem abwehrend die Lippen schürzen und auf eine süße Lösung mit wohlig zufriedener Miene reagieren – nicht zuletzt weil Muttermilch süß schmeckt!

Ernährungsphysiologisch ist Zucker allerdings nicht unproblematisch: er begünstigt Übergewicht (und damit Diabetes Typ 2) und Karies. Deshalb wird von Ernährungsberater/innen auf den versteckten Zucker in sehr vielen Lebensmitteln (z. B. 2% in ganz gewöhnlichem Toastbrot) hingewiesen. Auch hybride Fruchtsorten wie kernlose Trauben werden auf einen möglichst hohen Zuckergehalt hin gezüchtet.

Trotzdem muss (und sollte vielleicht) niemand ganz auf duftende Weihnachtskekse, raffinierte Desserts und liebevoll verzierte Cupcakes verzichten, denn schon der Arzt und Alchemist Paracelsus lehrte in der frühen Neuzeit: Die Dosis macht das Gift.

Auf den Spuren süßer Geheimnisse hat Christa Nebenführ für diese Sendereihe Hausfrauen im vorweihnachtlichen Keksstress über die Schulter geschaut, industrielle Produktionsstätten von Süßspeisen besucht und Gespräche mit Ökotrophologen (Ernährungswissenschafter/innen) geführt.

Samstag, 24. Dezember – 9.10 Uhr

Hörbilder

Ich bin jetzt zehn. Ein Bub schreibt seinem Vater einen Brief. Feature von Johannes Gelich.

Für Jonas Kaurek war der Heilige Abend in der Vergangenheit ein schwieriger Tag: er erinnerte ihn daran, dass er seinen Vater kaum sah, schon gar nicht zu Weihnachten. Der Vater von Jonas ging früh auf Distanz zur Familie und sah seinen Sohn nur sporadisch bis gar nicht. Deswegen schrieb der heute Elfjährige seinem Vater einen hundert Seiten langen Brief, den ein Verleger vor einem Jahr als Buch veröffentlichte. Darin beschrieb der Bub für seinen Vater seinen Alltag, seine Gefühle; und seinen Wunsch, mit dem Vater Weihnachten zu feiern.

Die Veröffentlichung des Briefes an den Vater rief auch heftige Kritik hervor: Das konnte er doch gar nicht selber schreiben, und überhaupt, darf man die intimen Gefühle und Wünsche eines Zehnjährigen derart ungeschützt in der Öffentlichkeit zur Schau stellen und verkaufen?

Johannes Gelich hat Jonas in Niederösterreich getroffen, wo er die fünfte Klasse besucht. Er geht der Frage auf den Grund, wie sehr die Veröffentlichung des Buches Jonas Leben und vor allem seine Beziehung zu seinem Vater verändert hat. Der Heilige Abend könnte in diesem Jahr ein schöner Tag werden.

Sonntag, 25. Dezember – 17.05 Uhr

Spielräume Spezial

Funk, Soul & Weihnachtskerzen. Gestaltung: Maria Reininger

Mit Please, Please, Please, Sex Machine und It’s a Man’s World ist James Brown einem viel breiteren Publikum bekannt als mit seinen Weihnachtsliedern. Zwischen den 1960ern und 1999 hat James Brown mehrere Alben mit Christmas Songs veröffentlicht. Und sein Funky Christmas Millennium ist das richtige Mittel gegen zu süße Vanillekipferl.

Sein sozialpolitischer Rat aus dem Jahr 1965, Santa Claus, go straight to the Ghetto, hat eigentlich auch nichts an Aktualität verloren. Stevie Wonder wiederum verpackte in seinem 1967 erschienenen Album Someday At Christmas geschickt Antikriegs-Texte, einschlägig musikalisch festliches produzierten damals Booker T. & the M.G.’s.

Viel Vergnügen mit Ö1 und meinen persönlichen Empfehlungen …

(Beitragsbild: Zeichnung von Reinhilde Becker im gehört 12/2016)
(Sendungstexte: oe1.ORF.at)