ich hab ein gestörtes verhältnis …

… mit meinem Radio! Ich hör grad wenig, und das ist ziemlich tragisch für mich – überhaupt wenn man weiß, welch innige Beziehung ich zum besten Radiosender ever hatte – Radio Österreich 1 – du mein Start in den Tag, mein Wecker, mein Nachrichtenvermittler, mein Wissensgenerator, mein Überraschungsprogramm … wenn mir die Beatles und die Beach Boys, den Freitag Nachmittag versüßen, mich mit dem Tochterkind durch die Küche tanzen lassen, und der Bub hutscht dazu in seiner Wippe, wie ein Mini-Stuntman mit zu viel Schwung, ja dann spielts Ö1! Das gibt’s nur auf Ö1!

Es war von einem Tag auf den anderen – ich kanns an keinem Datum fest machen, mein Radio und ich wir hörten uns plötzlich nicht mehr bzw. nur mehr sehr selten. Meistens als Hintergrundrauschen, ganz dumpf … und das stört uns. Meinem Mann ist dieses „Verhalten“ auch schon aufgefallen. Wir haben sogar schon darüber gesprochen, über das neue „Zuhör-Verhalten“. Zumindest aktuell sind wir etwas „zuhör-ge-handicapt“. Ja, in letzter Zeit fällts grad wirklich vermehrt auf … so rein vom aktuellen Wissensstand, Politik, Kultur usw. … da dringt was nicht ganz durch zu den Ohren. Ich frag ihn „Hast du verstanden, für welchen Ministerjob?“, „Justiz?“, „Nein, Lienz“, „Ja, Lienz, aber Vize“, „Warum jetzt Vize“, „Nein, nur Vizebürgermeisterin“, „Nein – LIENZ!“ … inzwischen wissen wirs – die Lienzer Bürgermeisterin wurde als Infrastrukturministerin ins Auge gefasst – (es warat wegen der Frauenquote!) – sie hat abgelehnt – verständlich! Aber anderes Thema! Zurück zu Ö1! Jetzt könnte man zumindest bei meinem Handicap den Ohren die Schuld geben – scheinbar höre ich schlechter, seit … ja seit wann eigentlich? Ich behaupte seit dem zweiten Kind … oder?

Eigentlich höre ich ja genug, zumindest alles Wichtige und Hörenswerte. Ich würde sogar behaupten, ich kann zwei verschiedenen Gesprächen gleichzeitig Folge leisten – ich lass mir zwar nichts anmerken (kommt ja nicht so gut an!), dafür hab ich aber Zeit gespart! Ich gestehe, wenn ich beide Gespräche nacherzählen müsste, würde mit großer Wahrscheinlichkeit ein ziemlicher  Topfen raus kommen. Es hat mich nur noch niemand hinterher danach gefragt – so gesehen, nochmals Glück gehabt. Außerdem bin ich mir sicher, dass mein Gehirn die beiden Gespräche unterbewusst richtig abgespeichert hat … hoffentlich! Manchmal tue ich auch nur so, als würde ich zuhören … es ist einfach so furchtbar langweilig und uninteressant was da geredet wird. Da hänge ich lieber meinen eigenen Gedanken nach, als mich mit unnötigem Geschwarfel zumüllen zu lassen. Das sollte natürlich auch niemanden auffallen …. hmmmm.

Ja, und dann gibts noch folgende These. Seit ich zwei Kinder habe sind meine Ohren einfach auf einer anderen Frequenz aufnahmefähig und zuhörbereit. Diese Frequenz ist in meinen radiofreundlichen Ohren einfach noch nicht freigeschalten – ich unterstelle ihnen hiermit Selbstschutz. Diese Frequenz übermittelt hauptsächlich hohe, schrille, laute, oft auch unklare Lautfolgen, die aneinandergereiht manchmal auch durchaus Sinn ergeben – manchmal aber einfach nur weh tun, und alle anderen „Hintergrundgeräusche“ (wie eben das klassische Radio) übertönen. Diese oben genannten Lautfolgen (meistens ein Remix aus dem aktuellen Kinderlieder-Repertoir vom großen Mädchen) werden in den meisten Fällen, vom festen Schlagen in die ungestimmten Seiten einer Kinder-Ukulele, begleitet (stimmen ist sinnlos – wird sofort vom Tochterkind umgestimmt! Sie kann das natürlich besser!). Zusätzlich haben wir noch Mundharmonika, Xylophon, diverse Rasseln und andere geräuschintensive Rhythmusinstrumente zur Auswahl (MAMA IST SELBST SCHULD!). Generell ist das ganze ja ziemlich super, speziell für die musische aber auch kreative Entwicklung des großen Tochtermädchen. Was wünscht man sich als Eltern mehr, als ein künstlerisch begabtes Kind! Genauso positiv wirkt sich diese intensive Geräuschkulisse auch auf die Stressresistenz, die Lärm-un-empfindlichkeit und das Schlafverhalten (er ist am Tag wach und schläft in der Nacht!) des kleinen Bubensohns aus! Das wären mal die positiven Aspekte dieser Beschallung …

Mein Dilemma sind die Uhrzeiten, in denen diese Beschallung ihre Höhepunkte findet!

Punkt 6.30 – der Weckruf … das große Mädchen erledigt das – der kleine Bub stimmt mit ein – ohne Instrumente, nur mit Stimmbänder und Kopfstimme! Es zieht sich … vergiss das Morgenjournal, Mama! Dann folgt Kindergarten-fertig-mach-Stress – da kannst du das Radio noch so laut einstellen … ich hör nix, bzw. ich versteh nix …. also auch kein Journal um 8! Die Kaffeemaschine trägt zusätzlich ihres dazu bei …

Punkt 12.00 – Mittagsjournal … kann ich auch vergessen … Komme meistens pünktlich zum Start der Sendung, mit dem Kind (nach dem Kindergarten) ins Haus herein. So schnell wie das Kind die Ukulele in der Hand hat, kann ich mir gar nicht die Schuhe ausziehen … sie ist schon ausgezogen – die Schuhe, Jacke, Rucksack, Halstuch und Haube liegen im Vorraum zumindest kreuz und quer herum! Bis ich mich wieder gesammelt und sortiert hab, das Mittagessen vorbei ist und ich mir die letzten 10 Minuten Nachrichten kurz vor 13 Uhr anhören möchte, will definitiv auch das Bubenkind etwas Gutes von der Mama … natürlich mit lauter Vorankündigung. So laut kann ich das Radio gar nicht aufdrehen … egal, die Nachrichten sind inzwischen eh schon vorbei!

So geht das dann dahin mit den Nachrichten, bis 19.00 Uhr … gelegentlich hab ich ein paar Glücksminuten, Lichtblicke für meine Ohren! Zumindest wenns a gute Musik spielt, bei „Ö1 bis 2“ oder ab 15.00 Uhr in „Apropos Musik“ (Lieblingstag: Freitag!) … oder auch bei den „Spielräumen“ … da gibts dann zumindest feinen Sound, zum Chillen oder Shaken mit den Kindern – und wenn ich gut bin mit Kinderbespaßung und Motivation, und zusätzlich noch ganz viel Glück habe, hören beide Kinder zu – und singen/musizieren/kommentieren NICHT!

Ganz Schlaue werden mir jetzt empfehlen, dann hör doch „on demand“ – 7 Tage kann mans eh nachhören … ja eh … kann man, liegt mir aber nicht – zumindest nicht bei Nachrichten! Die sind dann nämlich alt! Nona! Mein Alternativ-Nachrichtenprogramm ist dann die ZIB2 (meine letzte Chance für den Tag!), wenn ich die erlebe und davor nicht wegpenne, dann bin ich die Heldin! Unser Einserschmäh beim Frühstück: „Du hast gestern nicht mal mehr die Lou gesehen … “ „Was? Die Lou war? Gestern war doch der Armin! Weist eh …“ „Na, der war vorgestern!“ … so nach dem Motto – wer hat zuerst geschlafen! Und so überträgt sich dieses Ohrenproblem auch schon auf die Augen – zwar aus anderen Gründen, aber trotzdem! Zumindest schlafen die Kinder in der Nacht … auch SUPER, SEHR SUPER … dafür nimmt man andere Defizite gerne und leichter in Kauf!

In diesem Sinne …

Liebe Ö1 Nachrichtensendung, ich geb die Hoffnung nicht auf – irgendwann wird’s wieder was mit uns beiden! Ich lass dich „laufen“, aber ich halt an dir fest und bleib dir treu – auch wenn ich dich nicht immer höre! Du bist und bleibst meine absolute Nummer eins, nicht nur am Senderspeicher auf der Fernbedienung! Herzlichst & bis ganz, ganz bald, eine treue Hörerin