wer um himmels willen, außer mir, kann sich an die everly brothers erinnern! absolut meine zeit … so vor 55 jahren! ich hab keine ahnung wie ich nur einmal über die superhits der everly brothers gestolpert bin – vor … naja, vielleicht inzwischen 20 jahren. ahhh … vielleicht doch! mein papa hatte da eine cd im regal … ich glaub die gibts heute noch! und dann bei den pfadfindern natürlich … da wurde das ein oder andere liedchen beim lagerfeuer geträllert …
und jetzt vor kurzem – hör ichs wieder auf ö1! wem wunderts!?! aber nicht gesungen von den everly brothers, sondern von norah jones und billie joe armstrong. leider ists inzwischen zu lange her, deshalb hier kein link zu ö1 … dafür ein link zur welt – und hier auch noch zum nachhören.
also ich finds traumhaft schön … so eigen, wie damals das original der brüder!
in diesem sinne – viel vergnügen beim nachhören ….
… „Foreverly“ vereint zwei Musiker, die sich nur sehr verzweifelte Musikgeschäftsmänner vereint auf einer Platten hätten denken können: Norah Jones, die Meisterin der Milchkaffeemusik, singt zwölf Duette mit Billie Joe Armstrong von der Stadionpunkband Green Day. Wie Geschwister singen sie nicht wahllos irgendwelche Lieder für die Vorweihnacht. Das Album gab es bereits 1958 zum Advent.
Vor 55 Jahren hieß es „Songs Our Daddy Taught Us“, es stammte von den Everly Brothers, die damals die Jugend retten sollten vor dem Ungemach des Rock’n’Roll, mit Countrypop wie „Bye Bye Love“ und „Wake Up Little Susie“. Sie schenkten der Popmusik den Harmoniegesang. Phil legte seine Stimme eine Terz über die Stimme seines älteren Bruders Don. Billie Joe Armstrong ist jetzt Don, und Norah Jones ist Phil. „Songs Our Daddy Taught Us“ heißt zwar nun „Foreverly“, klingt aber bis auf Spurenelemente wie das Original. Warum?
Die Schöne und der Punk dürften zusammen in den Nullerjahren mehr Platten verkauft haben, als jeder auch von der Musikkritik geschätzte Weltstar einzeln. Da hatten sie ein gemeinsames Problem: Ihre Erfolge überstrahlten alle künstlerischen Anerkennungen bei weitem.
Norah Jones wurde als 23-Jährige bereits mit Preisen überhäuft, weil alle Welt gern ihre Alben hörte. Ihre unaufdringliche Musik aus Jazz, der auch für Jazzfeinde geeignet war, und Country für den Countryhasser. Wo profaner Pop nicht mehr zur Einrichtung oder zum Essen passte, liefen Songs wie „Come Away With Me“ von Norah Jones. Sie hat sich stets um mehr bemüht. Mit Willie Nelson im Duett und für Bob Dylan als Hank-Williams-Interpretin. Zuletzt ließ sie sich vom DJ Danger Mouse eine Art Indiealbum produzieren, „Little Broken Hearts“.
Billie Joe Armstrong wurde in den Neunzigern als Rotzlöffel bekannt. Der Bubblegum-Punkrock, den er mit Green Day sang, wurde in aller Welt sofort verstanden und gemocht, zum Skateboard fahren. Vor zehn Jahren nahmen Green Day das Konzeptalbum „American Idiot“ auf, unter den Eindrücken der Präsidentschaft George W. Bushs und des Irakkriegs. Als die Platte von empörten Händlern aus dem Sortiment verbannt wurde, freute sich Armstrong darüber, dass Punk noch Politik sein konnte.
Er schrieb eine Rockoper mit Green Day, „21st Century Breakdown“, er wirkte am Musical „American Idiot“ mit. Zuletzt bewiesen Green Day mit den Alben „¡Uno!“, „¡Dos!“ und „¡Tré!“, dass sie die Form des eiligen und knappen Punksongs noch beherrschten. Fundamentalisten ließen sich aber auch davon nicht beeindrucken: kein Punk, bloß Pop für vierzigjährige Kinder. Bei einer Soiree mit Stevie Wonder traf Billie Joe Armstrong schließlich Norah Jones und fand in ihr die Schwester für sein Vorhaben „Foreverly“.
Natürlich meiden sie die Schmachtfetzen, mit denen die Gebrüder Everly durch die trivialen Nostalgiekanäle geistern. „Songs Our Daddy Taught Us“ gilt musikhistorisch als ihr Meisterwerk. Bereits als Kinder waren Don und Phil mit ihren Eltern aufgetreten, eine Radiosendung in Kentucky hieß „The Everly Family Show“.
Ike Everly, ihr Vater, war als fahrender Musikant berühmt gewesen, er hatte die Bergarbeiter mit den Volksliedern der alten Heimat und den neueren Popsongs aus dem Radio unterhalten. Seine Söhne nahmen 1957/58 ihr Debütalbum „The Everly Brothers“ in Nashville auf und dankten ihm mit ihrer zweiten Platte zum Advent. Die Lieder, die ihr Vater sie gelehrt hatte, stammten von musizierenden Familien wie den Monroes, von Singer/Songwritern wie Eddy Arnold und Gene Autry und von Countrystars wie Patti Page.
Die Brüder sangen zu ihren Gitarren und zum Standbass. Damit war das Folkrevival in der Popmusik eröffnet, lange vor Bob Dylan. Die Idee des Albums war geboren, der konzeptionellen Liedersammlung. Pop war wieder etwas Anständiges, von Familien für Familien.
Auch das Popgeschäft von heute wirkt wie eine Großfamilie, die in schwerer Zeit zusammensteht. Der Punkclown und die Americana-Fee. Im Frühjahr erst hatte Bonnie ‚Prince‘ Billie, der Vater des Freakfolk, die Everly Brothers mit seinem Album „What The Brothers Sang“ zu seinen geistigen Großvätern erklärt. Auch „Billie Joe + Norah“, wie sie sich als Duo nennen, dürfen sich nun zu den Enkeln zählen.
„If I could recall the heartaches/ Dear old daddy I’ve caused you to bear/ If I could erase those lines from your face/ And bring back the gold to your hair“, singen sie in „That Silver Haired Daddy Of Mine“ – wie es die Everly Brothers für Ike Everly gesungen haben. Auf „Foreverly“ gibt es Klavier und leises Schlagzeug, auch die Abfolge der Songs ist leicht geändert worden. Es geht darum, möglichst nah am Original zu sein.
Das ist kein Covern mehr, wie Musiker das auch mit ganzen Alben immer schon getan haben. Booker T. & The MG’s mit „Abbey Road“ von den Beatles, Camper Van Beethoven mit „Tusk“ von Fleetwood Mac oder die Flaming Lips mit „The Dark Side Of The Moon“ von Pink Floyd. Die Everly Brothers hören sich bei Billie Joe + Norah so authentisch an, so echt, dass alles falsch klingt. Seltsam schön.